13. Wohnmedizinisches Symposiums - "Das kranke Haus"
Das diesjährige Symposium, in Kombination mit einem Dienstagsvortrag, beschäftigt sich mit dem aktuellen Stand und den Entwicklungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte, sowohl in den medizinischen als auch in den technischen Bereichen unter den Einflüssen, wie der zu erwartenden Klimaveränderung, den gesetzlichen und politischen Anpassungen an die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, auf das Planen neuer Gebäude und die Sanierung von Bestandsbauten.
Ort: Emilienstraße 45, 32756 Detmold - Raum 3.103 ("Casino")
Eröffnung: 15.30 Uhr Grußwort von Herrn Prof. Krahl
Einleitung zum Thema und Eröffnung der Veranstaltung durch Herrn Dr. Mario Blei
Vortragsthemen
15.45-16.15 Uhr „Von 1800-2040 – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Wohnmedizin" Herr Prof. em. Dr. med. Klaus Fiedler (Berlin)
16.15-16.45 Uhr „Auswirkungen an Gebäuden durch Extremwetterereignisse, wie Hochwasser-, Sturm- und Hagelschäden“ Herr Michael Urban (R+V, Wiesbaden)
16.45-17.00 Uhr Diskussion
17.00-17.30 Uhr „Veränderungen im konstruktiven Bereich nach Schäden in schwer sanierbaren Gebäudehüllen“ Frau Wibke Schaeffer (Studio W GmbH, Köln)
17.30-18.00 Uhr „Einfluss der Baubiologie auf die Architektur in den nächsten 15 Jahren“ Herr Dr. Mario Blei (Privatinstitut für Innenraumtoxikologie - Dr. Blei GmbH, Jena)
18.00-18.30 Uhr „Relevanz von Atmosphäre - unterstützende Raumgestaltung für Gesundheit und Wohlbefinden“ Frau Prof. Sandra Bruns (Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Detmold)
18.30-18.45 Uhr Diskussion
19.00-20.00 Uhr „Gesunde Gestaltung von Räumen“ (Dienstagsvortrag) Frau Dr. Helena Müller, Herr Dr. Jonas Rehn-Groenendijk (Designinstitut für Gesunde Gestaltung, Gründau)
20.00 Uhr Diskussion
Wohnmedizin im Jahre 2040 aus der Sicht der Medizin
Die Wohnung der Zukunft ist nutzungsneutral und multifunktional, wird ein klassisches und Mehrgenerationswohnen erlauben, zur Freizeitgestaltung wie auch zum Arbeiten geeignet sein und „mitwachsende“ und „schrumpfende“ Grundrisse sowie flexible Zonierungen erlauben.
Mit dem Klimawandel zu erwartende exotische Krankheitserreger, wie Ebola, Denguefieber, West-Nil, Zika, werden durch Frühwarnsysteme, die bis in die Wohnumgebung reichen, erkannt.
Es besteht die theoretische Option von Gebäuden ohne die klassischen gesundheitsgefährlichen Innenraumschadstoffe wie Asbest, Holzschutzmittel und Formaldehyd. Testkits stehen zur Verfügung, die alle relevanten Wohnraumschadstoffe erfassen, bei der Besichtigung einer Wohnung einzusetzen sind und bereits vor Ort das Ergebnis anzeigen.
Die Baubiologie in den nächsten 15 Jahren aus Sicht der Naturwissenschaften
Heute wird die Baubiologie in der öffentlichen Wahrnehmung mit Themen wie Schimmelpilzen, Bakterien, holzzerstörenden Pilzen und Insekten, Asbest, Radon, elektromagnetischer Verträglichkeit, Innenraumemissionen aus Bauprodukten, oder Raumklima bei der planerischen Tätigkeit in Gebäuden, bei Problemen der Vermeidung oder der Sanierung von Baumängeln verbunden.
Bei Bauschadensfällen finden wir neben den „klassischen“ Konstruktionen immer häufiger die „natürlichen“’ organischen Dämmstoffe aus Holzfasern, Zellulose, Hanf oder Flachs. Diese reagieren z.B. bei Feuchteschäden in der Bauphase, Leitungswasser- oder Elementarschäden, durch Sturm oder Hagel, empfindlicher auf Durchfeuchtung und können große Mengen Wasser aufnehmen. Damit stellen sie ein Problem für angrenzende Holzbauteile dar und bedingen durch das Wachstum von Schimmelpilzen, Bakterien, holzzerstörenden Pilzen und Insekten oft eine aufwendige Beurteilung.
In der wissenschaftlichen Beurteilung werden die gesundheitsschädlichen Bestandteile des Innenraummikrobioms zu eliminieren und gleichzeitig die nützlichen Bestandteile zu fördern sein. Das wird die Bewertung von Mikroorganismen in Innenräumen und die Rolle eines "gesunden Gebäudemikrobioms" für die Gesundheit der Bewohner und damit verbunden unseren urbanen Wohnstil global verändern.
Auswirkungen von Klimaveränderungen auf die Architektur
Die Folgen, die durch zunehmende klimabedingte Elementarschäden, wie Hochwasser und Sturm auftreten, sind in den letzten Jahre von ca. 40Tsd. auf 210Tsd. Schäden/Jahr und die Kosten für die Regulierung von ca. 200 Mio. € auf 4 – 10 Mrd. €/Jahr explodiert und werden weiter steigen.
Da im Gegensatz zu Einzelschäden nach lokalen Großereignissen in der Regel weder die technische noch personelle Infrastruktur vorhanden ist, kommt dem Entwickeln von Sanierungsstrategien im Vorfeld dieser Schäden, die teilweise Jahre für eine Regulierung (siehe Ahrtal aktuell) benötigen, eine große Bedeutung zu. Dafür benötigen wir weitere neue konstruktive und schadensresistente Ansätze in der Architektur.
Gesundes Wohnen 2040 aus der Sicht der Innenarchitektur
Die mentale Unterstützung durch besondere Raumatmosphären und professionelle Raumgestaltung, wie die Beachtung der Bedeutung einer ruhigen Umgebung, eines stressfreien Umfeldes, biophile Phänomene, natürliche Materialien und Oberflächen, Farben und ihre Wirkung, aneignungsfähige Raumkonzepte, personalisierte Unterstützung durch KI und Gemeinschafts- und Rückzugsbereiche, spielen als Faktoren dazu eine immer wichtigere Rolle. Der Wohnraum 2040 ist mehr als nur ein Lebensraum, er wird zu einem Partner für die mentale Gesundheit. Durch fortschrittliche Technologien, natürliche Materialien, einer sensiblen Raumstruktur und intelligente Designs wird Ihr Zuhause zu einem Ort der Ruhe, Inspiration und Gemeinschaft. Es passt sich Ihren individuellen Bedürfnissen an und verbessert Ihre Lebensqualität.
Die interdisziplinäre Ausrichtung in der Zukunft
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien verdeutlicht heute schon den Einfluss, den die Gestaltung von Räumen, Produkten und Dienstleistungen auf das Denken, Fühlen und Handeln haben kann. Dennoch, wenn wir nicht schnellst möglichst unsere Herangehensweisen anpassen, werden Probleme wie Asbest- oder Radonbelastungen, das Vorkommen von Schadstoffen in Materialien oder das Vorhandensein ungünstiger raumphysikalischen Parameter ebenso wie die Defizite bei der langfristigen planerischen Bedeutung von Wohnraumkonzepten noch nicht aus unserem Wohnumfeld verschwunden sein.
Diese Sichtweise in der Forschung, Lehre und Planung zu fördern ist Ziel des diesjährigen Symposiums.